Deutsch-Französisches Zukunftswerk berät nachhaltige Flächennutzung
25.05.2023 — Wie können Städte klimaneutral werden? Wie lassen sich urbane Infrastrukturen stärken, die dem Gemeinwohl dienen? Und wie können Bürgerinnen und Bürger an der Lösungssuche beteiligt werden? In Deutschland und Frankreich entwickeln kommunale Initiativen bereits zahlreiche innovative Ideen für eine zukunftsfähige Gesellschaft und die dafür notwendigen Transformationsprozesse. Das Deutsch-Französische Zukunftswerk leitet Politikempfehlungen aus den Erfahrungen von Akteuren des sozial-ökologischen Wandels beider, recht unterschiedlich strukturierter Länder ab.
Das Zukunftswerk hat seinen Ursprung im Vertrag von Aachen (2019): „Interessenträger und Akteure aus beiden Staaten werden in einem deutsch-französischen Zukunftswerk zusammengebracht, um sich mit Transformationsprozessen in ihren Gesellschaften auseinanderzusetzen.“ Dieser neue strategische Dialog soll auch die Rolle beider Länder im EU-Transformationsprozess stärken.
Welche Faktoren fördern nachhaltige städtische Flächengestaltung, welche behindern sie?
Dazu trafen sich am 26. und 27. April 2023 nach mehr als einem halben Jahr intensiven Austauschs auf bilateraler Städteebene alle sechs aktuellen kommunalen Partner des Deutsch-Französischen Zukunftswerks in München mit Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel dieses Treffens – des sogenannten Resonanzraums – war es, auf Basis der Erfahrungen vor Ort gemeinsam zu identifizieren, welche Faktoren eine nachhaltige städtische Flächengestaltung fördern und welche sie behindern. Unter dem Motto „Tempo, bitte! Umverteilung und Nutzung von Stadtraum“ wurde in vier Arbeitsgruppen von Erfahrungen in beiden Ländern berichtet und diskutiert,
- welche steuerungsrechtlichen Möglichkeiten bestehen,
- welche Anreize gesetzt werden können und
- welche Konflikte innerhalb der Verwaltungen auftreten können.
Für die vier Bereiche Mobilität, Stadtgrün, gemeinwohlorientierte Nutzung von Brach- und Freiflächen sowie Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern wurden jeweils Punkte ausgewählt, die in weiteren Sitzungen des Resonanzraums vertieft und aus denen bis zum Herbst Handlungsempfehlungen auf nationaler Ebene abgeleitet werden. Diese werden dem Deutsch-Französischen Ministerrat und der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung übergeben.
In diesem hochrangigen politischen Kontext ist es wichtig, dass die Projekte reibungslos umgesetzt werden. Dafür macht sich der DLR Projektträger auf mehreren Ebenen stark – sei es administrativ, indem er mit anderen Akteuren der transdisziplinären Forschung vernetzt oder indem er das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) informiert.
Bottom-up-Ansatz als besondere Stärke des Zukunftswerks
Nach mittlerweile gut zweijähriger Arbeit des Zukunftswerks erweist sich der anfangs für manche Beteiligten ungewohnte Bottom-up-Ansatz inzwischen als besondere Stärke. Denn die Anerkennung für die Arbeit vor Ort und der direkte Austausch beflügeln den Transformationsprozess, und die unmittelbare Rückmeldung von Handlungsfeldern an die Politik kann ihn deutlich verkürzen. Auch Gilles de Margerie, Ko-Direktor des Deutsch-Französischen Zukunftswerks, ist von diesem partizipativen Ansatz überzeugt: „Die Unruhen in Frankreich zeigen, wie wichtig es ist, neue Formen der Beteiligung zu finden, da das Vertrauen in die klassischen Institutionen der repräsentativen Demokratie geschwunden ist. Der Bottom-up-Ansatz des Zukunftswerks leistet hier einen wertvollen Beitrag.“
DLR Projektträger hat fundierte Expertise zu nachhaltiger Stadtentwicklung
Mit der Umsetzung dieses Projekts, das bis zum 31.12.2024 läuft, hat das BMBF den DLR Projektträger beauftragt. Dieser verfügt sowohl im Bereich sozial-ökologischer, transdisziplinärer Forschung als auch in der nachhaltigen Stadtentwicklung über eine breite, langjährige Erfahrung. So hat der DLR Projektträger beispielsweise die Förderprogramme des BMBF zur Transformation des Energiesystems (2014 – 2018), zur Nachhaltigen Transformation Urbaner Räume (2016 – 2022) und die Projekte zur Forschungsagenda „Nachhaltige urbane Mobilität“ (2020 – 2026) entworfen und umgesetzt. Besonders erfolgreich treibt er auch die Nachwuchsförderung der Sozial-ökologischen Forschung voran, aus deren Kreis mittlerweile zahlreiche Professuren und Junior-Professuren besetzt wurden.