Gesundheitsförderung und Prävention
Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sollen so gestaltet werden, dass sie es Menschen erleichtern, Gesundheitsverhalten im Alltag umzusetzen. Unter Prävention versteht man im Gesundheitssystem solche Maßnahmen und Aktivitäten, die die Entstehung von Krankheiten vermeiden, oder sie in einem frühzeitigen Stadium entdecken. Dies trägt maßgeblich zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung bei. Lebensweltbezogene Präventionsmaßnahmen haben dabei ein großes Potenzial, die Gesundheit jeder und jedes Einzelnen voranzutreiben. Damit Kinder gesund aufwachsen können, ist es wichtig, Maßnahmen so früh wie möglich einzuleiten, aber auch in höherem Lebensalter gibt es noch Präventionspotentiale.
In einem ganzheitlichen Ansatz gilt es, Menschen jeden Alters zu befähigen, gesundheitsförderndes Gesundheitsverhalten zu entwickeln und seine direkte Lebensumwelt mitzugestalten. Darüber hinaus gilt es, über gesundheitliche Risiken zielgruppenspezifisch aufzuklären und Gesundheitswissen zu vermitteln. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann nachhaltig und ein Leben lang von der Gesundheitskompetenz und dem Rückschluss auf die eigene Gesundheit profitieren. Daher gilt es, Hürden für den Zugang zu Gesundheitswissen abzubauen und allen Menschen in der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich Wissen zur eigenen Gesundheit anzueignen, um informierte Entscheidungen zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil sowie Früherkennungsmaßnahmen und ggf. zur bestmöglichen Behandlung treffen zu können. Gleichzeitig soll über den Konsum von legalen sowie illegalen Substanzen weiter aufgeklärt werden, um die gesundheitlichen Risiken, die damit einhergehen, besser zu vermitteln. Auch dies trägt zu einer nachhaltigen Prävention bei.
Psychische Störungen und neurodegenerative Erkrankungen nehmen in unserer Bevölkerung an Bedeutung zu. Zur Prävention gehört nicht nur, Möglichkeiten zur Verminderung der Erkrankungsrisiken zu finden, sondern auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung für den Umgang mit den Erkrankungen zu schaffen. Hierbei spielt die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und die Suizidprävention eine wichtige Rolle, um auch hier die inklusive Gesellschaft, in der wir leben, abzubilden und den Betroffenen den Weg zu erleichtern, sich bei Bedarf frühzeitig professionelle Unterstützung zu suchen, bevor akute Krisensituationen entstehen.
Ein besonderes Augenmerk verdient auch die Stärkung der Teilnahme an der Krebsfrüherkennung durch eine einfachere und zeitgemäße Ansprache und Aufklärung. Hierzu bedarf es insbesondere der Entwicklung von Konzepten für einen zielgruppengerechteren Zugang zur Krebsfrüherkennung (auch für Menschen aus bildungsfernen Schichten, mit niedrigem sozioökonomischem Status oder mit Zuwanderungsgeschichte).
Lebensweltbezogene Gesundheitsförderung und Prävention verbessern
Immer mehr Menschen sind von chronisch degenerativen und psychischen Erkrankungen betroffen. Das stellt unsere Gesellschaft vor immer größere Herausforderungen. In diesem Kontext fallen Gesundheitsförderung und Prävention eine wichtige Rolle zu. Unter Prävention versteht man im Gesundheitssystem Maßnahmen und Aktivitäten, die Krankheiten vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen. Um ihr Potenzial jedoch voll ausschöpfen zu können, sollen Gesundheitsförderung und Prävention in die Lebenswelten der Menschen integriert und zielgruppengerecht gestaltet sein.
Darüber hinaus sollen diese Maßnahmen laut Präventionsgesetz auch dazu beitragen, sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheiten zu reduzieren. Um all diese Anforderungen erfüllen zu können, sind Angebote der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention qualitätsgesichert und partizipativ zu gestalten sowie wissenschaftlich fundiert zu bewerten. Nur so kann gewährleistet werden, dass die angebotenen Maßnahmen auch wirklich die gewünschte Wirkung entfalten können. Schließlich soll der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis gefördert und unter Partizipation aller Akteurinnen und Akteure nachhaltig gestaltet werden.
Themen der Ressortforschung
- Wirksame Maßnahmen der lebensweltbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention identifizieren
- Qualitätssicherung von lebensweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention untersuchen
- Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis im Hinblick auf eine praxisrelevante Interventionsforschung intensivieren
Prävention von nicht übertragbaren Erkrankungen (NCD) verbessern
Nicht übertragbare Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes haben aufgrund ihrer Krankheitslast eine zentrale bevölkerungsmedizinische und gesundheitspolitische Bedeutung für Deutschland. Die meisten dieser Erkrankungen werden durch modifizierbare Lebensstilfaktoren verursacht – insbesondere ungesunde Ernährung, Bewegungsarmut, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. Der Prävention dieser Risikofaktoren kommt daher eine Schlüsselrolle zu. Dazu gehört auch die Bewegungsförderung, die eine der wichtigsten Säulen darstellt, um die körperliche, psychische und soziale Gesundheit zu fördern, zu erhalten und Übergewicht sowie viele chronische Krankheiten zu vermeiden. Maßnahmen zur Erfassung, zum Monitoring und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Bewegung und des Bewegungsverhaltens sind dringend erforderlich.
Für wirksames gesundheitspolitisches Handeln sind wissenschaftliche Daten zur Häufigkeit, Verbreitung, Ausprägung, Wissensstand der Bevölkerung sowie Evaluierung bestehender Maßnahmen essentiell, um wirksame Maßnahmen zur Prävention von nicht übertragbaren Erkrankungen einzuleiten. Essentiell ist es, diese Daten kontinuierlich im Rahmen eines Monitorings zu erheben, um bei negativen Trends rechtzeitig reagieren zu können und Maßnahmen anzupassen. Eine große Rolle kommt hierbei auch bevölkerungsbasierten Registern zu, um sowohl lokale als auch nationale Trends beobachten zu können.
Wichtig ist es auch diejenigen Bevölkerungsgruppen zu identifizieren und zu erreichen, die über ungenügende Ressourcen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil verfügen.
Themen der Ressortforschung
- Datenlage zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und anderen NCD verbessern
- Chancen von Lebensbedingungen und Lebensstil für die Prävention von nicht übertragbaren Erkrankungen
- Stärkung bevölkerungsbasierter Register zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Verbesserung von Information und Aufklärung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und anderen NCD untersuchen
- Systematische Erhebung von Bewegungsverhalten und Rahmenbedingungen für Bewegung in allen Zielgruppen fördern
Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen wirksam begegnen
Der Konsum von legalen psychoaktiven Substanzen wie Nikotin, Alkohol und Medikamenten sowie von illegalen Substanzen wie Kokain, Heroin oder sogenannten neuen psychoaktiven Stoffen (NPS) aber auch Verhaltensweisen wie exzessives Glücksspiel und pathologisches Computerspiel sind mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Sehr viele Menschen betreiben riskanten Substanzkonsum oder sind von Abhängigkeitserkrankungen betroffen. Es ist daher eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung, Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen wirksam zu begegnen.
Um zielgerichtet Maßnahmen planen zu können, muss bekannt sein, welche Substanzen in welchem Umfang konsumiert werden und welche Gruppen besonders betroffen sind. Gleichzeitig müssen aktuelle Entwicklungen genau beobachtet werden, beispielsweise neue Konsummuster und -trends, die Verbreitung von E-Zigaretten oder anderen neuartigen Rauchprodukten, um rechtzeitig mit gesundheitspolitischen Maßnahmen reagieren zu können.
Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind der Konsum von Suchtmitteln und die exzessive Nutzung digitaler Medien gesundheitlich besonders riskant. Ihnen mit gut erforschten Maßnahmen die Entwicklung hin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln und Medien zu ermöglichen, ist gesundheitspolitisch und gesellschaftlich geboten. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Gesetzgebung im Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken. Auch andere vulnerable Gruppen, u.a. Menschen ohne Arbeit oder Wohnung oder Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, profitieren besonders von Angeboten der Prävention und Suchthilfe, wenn sie spezifisch angesprochen werden. Ergänzend ermöglichen digitale Angebote einen niedrigschwelligen Zugang zu Präventionsangeboten und individueller Suchtberatung.
Menschen, die illegale Substanzen konsumieren, sind besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Daher müssen neue Ansätze der Schadensminimierung entwickelt, erprobt und verbreitet werden.
Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen können erhebliche Auswirkungen auf Familien haben, insbesondere die Partnerin, den Partner, die Kinder und die Eltern. Um den daraus entstehenden Bedarfen gerecht zu werden ist es notwendig, Schnittstellen im Hilfesystem zu verbessern und das familiäre Umfeld zu adressieren.
Es braucht Wissen darüber, welche Präventions- und Suchthilfeangebote es gibt und wie erfolgreich gesundheitspolitische Maßnahmen im Bereich Substanzkonsum und Abhängigkeitserkrankungen sind, beispielsweise die Cannabisgesetzgebung, um bei Bedarf nachsteuern bzw. neuen Herausforderungen wirksam begegnen zu können.
Themen der Ressortforschung
- Suchtforschung, Suchtprävention und Suchthilfe zielgruppenspezifisch weiterentwickeln, Erfolge messen
- Maßnahmen der Schadensminderung entwickeln und erproben
- Ansätze erforschen, mit denen die Situation suchtbelasteter Familien verbessert werden kann
- Netzwerkstrukturen, Schnittstellenarbeit und Wissenstransfer stärken
- Suchtspezifisches Gesundheitsmonitoring ausbauen
Entstigmatisierung und Suizidprävention voranbringen
Psychische Erkrankungen sind in der Gesellschaft weit verbreitet. Die diagnostizierten und behandelten Fälle nehmen in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zu. Dies hängt unter anderem mit der gesellschaftlichen Entstigmatisierung und Enttabuisierung dieser Erkrankungen zusammen, wodurch Betroffene psychotherapeutische Leistungen häufiger und frühzeitiger in Anspruch nehmen. Die Fortschritte bei der Entstigmatisierung gelten jedoch nicht für alle psychischen Erkrankungen gleichermaßen. Insbesondere bei schweren Formen wie Schizophrenie haben die gesellschaftlichen Vorurteile und negativen Stereotypen in den vergangenen Jahren sogar zugenommen. Dabei kann die Stigmatisierung in allen Lebensbereichen und auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Dies umfasst die öffentliche Stigmatisierung durch andere Personen und die Gesellschaft, die strukturelle Stigmatisierung durch Gesetze und Institutionen sowie die Selbststigmatisierung der Betroffenen. Stigmatisierung und Diskriminierung erschweren nicht nur die Inanspruchnahme insbesondere von professionellen Hilfsangeboten, sondern können zu gesellschaftlicher Benachteiligung führen, den Leidensdruck erhöhen und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen. Durch diese Rückkopplung kann sich die Ausprägung der Erkrankung wiederum verstärken. Um das Stigma psychischer Erkrankungen zukünftig weiter zu verringern, bedarf es der Entwicklung, Evaluation und Implementation wissenschaftlich fundierter Maßnahmen, die die unterschiedlichen Ebenen der Stigmatisierung adressieren.
Auch Suizidalität ist ein häufiges Problem. So sterben jedes Jahr etwa 10.000 Menschen in Deutschland durch Suizid und es werden schätzungsweise mindestens 100.000 Suizidversuche begangen. Die Zahlen halten sich dabei in den vergangenen zehn Jahren auf einem relativ konstanten Niveau, der Langzeittrend hingegen zeigt eine deutliche Abwärtsbewegung: Die Summe der Suizide hat sich seit 1980 nahezu halbiert. Zwar lässt sich der Rückgang nicht auf eine einzige Ursache zurückführen, noch kann man den Anteil einzelner Maßnahmen exakt beziffern. Jedoch werden insbesondere der Ausbau der gemeindenahen und gut zugänglichen psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung, effektivere Vorsorgemaßnahmen – wie z.B. eine gute medizinische Versorgung, der Abbau der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen durch eine verbesserte Aufklärung oder auch eine gewachsene Sensibilität in der medialen Berichterstattung – als Gründe für den Rückgang diskutiert. Auch die Restriktion von Suizidmethoden, z.B. durch Verkleinerung von Packungsgrößen einschlägiger Medikamente, trägt zur Reduktion der Zahlen bei.
Gleichzeitig ist Suizidalität äußerst komplex, da sie durch ein breites Spektrum von Faktoren wie psychische und physische Erkrankungen, soziale Aspekte und Lebensereignisse sowie deren Interaktion beeinflusst wird. Nicht zuletzt deshalb ist Suizidprävention eine äußerst vielschichtige Aufgabe, die auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen und durch die Kombination verschiedener Interventionen stattfinden sollte. Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig, um Suizidalität besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zur effektiven Suizidprävention zu entwickeln und zu erproben.
Themen der Ressortforschung
- Unterschiedliche Facetten der Stigmatisierung untersuchen
- Bereits als wirksam evaluierte Interventionen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen weiterentwickeln und implementieren
- Suizidalität verstehen und geeignete Interventionsmaßnahmen entwickeln
- Das Thema „Suizid“ und Umgang mit Sterben und Tod erforschen und enttabuisieren
- Datenlage zu Suizidalität und Suizidprävention verbessern
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördern
Für die Kinder- und Jugendgesundheit ist die Gesundheitsförderung und Prävention von hoher Bedeutung. Entscheidend ist hierbei ein ganzheitlicher Ansatz, der auf die physische, psychische und soziale Gesundheit abzielt. Zur Gesundheitsförderung gehören unter anderem ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, die Förderung sozialer Kompetenzen, der altersgerechte Umgang mit Stress sowie regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen. Eine gute Prävention und Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen kann darüber hinaus positive Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem haben, da beispielsweise durch die Förderung gesunder Lebensgewohnheiten in jungen Jahren Krankheiten im Alter vermieden werden können. Eine generationenübergreifende Gesundheitsförderung trägt außerdem zu einer gesünderen Bevölkerung bei.
Ziel von Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen ist Gesundheitsbildung und Förderung eines gesunden Lebensstils. Auch Aufklärung über gesundheitliche Risiken - wie Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, Rauchen, Alkohol und Drogen – gehört dazu. Hierbei spielen die Eltern sowie die Lebenswelten von Kindern wie Kita und Schule eine wichtige Rolle. Auch die Verbesserung der Informationsangebote für Kinder und Jugendliche, etwa durch digitale Formate, ist ein entscheidender Bestandteil der Gesundheitsförderung und Prävention. Zudem soll durch diese Maßnahmen auch die Gesundheitskompetenz bei dieser Zielgruppe gestärkt werden.
Die Verbesserung der Informationsangebote ist eng mit dem Monitoring der Kinder- und Jugendgesundheit verknüpft. Dieses unverzichtbare Instrument trägt dazu bei, dass mit Hilfe der erhobenen Ergebnisse gezielt Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention, auch für geschlechterspezifische Maßnahmen, entwickelt werden können.
Belastungen durch die Einschränkungen während der COVID-19-Pandemie haben bei vielen Kindern und Jugendlichen schwere Spuren hinterlassen. Insgesamt weist die Studienlage auf eine erhöhte psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen während und auch mehr als dreieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie hin. Daher besteht ein hoher Forschungsbedarf im Hinblick auf die Förderung der psychischen Gesundheit und Resilienz von Kindern und Jugendlichen sowie die Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.
Themen der Ressortforschung
- Kinder- und Jugendgesundheit beobachten und Datenlage verbessern (u.a. durch Weiterentwicklung der Früherkennungsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche)
- Informationsangebote für Schulkinder und Jugendliche verbessern
- Physische und psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen
- Settings evaluieren
Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken
Menschen, die in der Lage sind, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und für gesundheitsbezogene Entscheidungen anzuwenden, profitieren in vielen Lebensbereichen von dieser Gesundheitskompetenz. Sie finden sich gut im Gesundheitssystem zurecht und können im Krankheitsfall angemessen agieren. Zudem haben sie oftmals einen besseren Gesundheitszustand und zeigen eine geringere Neigung zu gesundheitsgefährdendem Verhalten als Personen mit niedriger Gesundheitskompetenz. Gesundheitskompetenz ist somit eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Lebensstil und eine höhere Lebensqualität.
Aktuelle Studien zeigen, dass die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland trotz zahlreicher Informationsangebote im Laufe des vergangenen Jahrzehnts abgenommen hat. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind die Entwicklung, Erprobung und Implementation von innovativen, anwendungsorientierten Maßnahmen zur Stärkung von Gesundheitskompetenz von großer Bedeutung.
Forschungsansätze sowie die daraus hervorgehenden Interventionen sollten dabei immer auch die verschiedenen Lebenswelten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen berücksichtigen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere Menschen aus vulnerablen Gruppen, beispielsweise Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oder mit einem niedrigen Sozialstatus, in den Blick zu nehmen, da Studien hier oftmals eine besonders gering ausgeprägte Gesundheitskompetenz aufgezeigt haben. Um die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in ihren jeweiligen Lebenswelten effizient zu erreichen, sollten zukünftig geeignete Zugangswege und Kommunikationsstrategien identifiziert und implementiert werden.
Gleichzeitig sollten auch die Institutionen des Gesundheitssystems wie Krankenkassen, Krankenhäuser oder Arztpraxen dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken, damit das Gesundheitswesen für die Gesamtbevölkerung einschließlich der weniger gesundheitskompetenten Menschen zugänglicher wird. Denn Gesundheitskompetenz wird auch dadurch beeinflusst, wie leicht oder schwer es für den Einzelnen ist, an gesundheitsrelevante Informationen oder Beratungs- und Unterstützungsleistungen zu gelangen. Einrichtungen der gesundheitlichen Versorgung können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich Patientinnen und Patienten im Versorgungsprozess gut orientieren können.
Durch bedarfs- und lebensweltorientierte Forschung können Möglichkeiten identifiziert und Ansätze erprobt werden, die einen niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsangeboten und -informationen in den Lebenswelten der deutschen Bevölkerung ermöglichen könnten.
Themen der Ressortforschung
- Methoden zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und damit Selbstbestimmung entwickeln, testen und implementieren
- Gesundheitskompetenz in den verschiedenen Lebenswelten der Bevölkerungsgruppen erforschen, insbesondere bei vulnerablen Gruppen einschließlich Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und mit niedrigem Sozialstatus
- Niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsangeboten und -informationen untersuchen
- Patientenbeteiligung, Patientenorientierung und Partizipation in der Gesundheitsversorgung verbessern