Tier- und Humanmedizin: Gemeinsam gegen Antibiotikaresistenzen
04.07.2023 — Der interdisziplinäre Workshop „Antibiotika-Einsatz in der Tier- und Humanmedizin: Wie können wir das Verständnis füreinander verbessern?“ lud Vertreterinnen und Vertreter beider Berufsgruppen Anfang März zu einem gemeinsamen fachlichen Dialog ein: Wie können Antibiotika-Resistenzen wirksam verhindert werden? Wie gelingen Infektionsprävention und ein rationaler Einsatz von Antibiotika – sowohl im Alltag von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten aus der Human- als auch der Veterinärmedizin? Diese und weitere Fragen wurden bei der gemeinsamen Veranstaltung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) intensiv diskutiert. Geplant und organisiert wurden die interdisziplinären Gruppenarbeiten und Podiumsdiskussionen durch wissenschaftliche Referentinnen des BMG sowie des DLR Projektträgers.
„One Health“-Ansatz prägt den Austausch
„Um Antibiotikaresistenzen wirksam eindämmen zu können, ist ein aktiver und vertrauensvoller Austausch zwischen Human- und Tiermedizin die Basis: Nur praxisnahe Lösungen, die dem Versorgungsalltag beider Disziplinen Rechnung tragen, ermöglichen umsetzbare Handlungsoptionen“, sagt Dr. Angela Steinbach, wissenschaftliche Referentin im Bereich Gesundheit des DLR Projektträgers. „Sehr zielführend war die konstruktive, positive und offene Arbeitsatmosphäre, in der die Teilnehmenden sich über die jeweiligen Herausforderungen im Umgang mit Antibiotika austauschten“, ergänzt Teamkollegin Dr. Beatrix Schumak. „Hier zeigte sich einmal mehr, dass Verständnis für die jeweiligen Bedarfe durch einen direkten Dialog auf Augenhöhe geschaffen werden kann.“
Die Veranstaltung stand unter dem übergreifenden „One Health“-Ansatz – der Grundidee, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ganzheitlich zu betrachten und nicht voneinander zu trennen ist.
Collapses
Antibiotika zählen zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften und sind bei der Behandlung bakterieller Infektionen weder aus der Humanmedizin noch der Veterinärmedizin wegzudenken. Denn sie hemmen das Wachstum von krankheitserregenden Bakterien oder töten sie ab. Das Problem: Bakterien können resistent werden. Die Entstehung dieser Resistenzen ist ein natürlicher Vorgang, der jedoch durch einen übermäßigen oder unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika beschleunigt werden kann. Ausbreiten können sich resistente Erreger beispielsweise durch Hygienemängel, Reisen und Handel.
Tiere und Menschen werden oft von denselben Krankheitserregern infiziert, mit denselben Antibiotika behandelt und haben somit gegenseitig einen Einfluss auf die Resistenzproblematik. Über verschiedene Wege können solche resistenten Erreger zudem auch zwischen Tier und Mensch übertragen werden.
Resistente Krankheitserreger treten in den vergangenen Jahrzehnten vermehrt auf und breiten sich weltweit aus. Als Folge wirken Antibiotika nicht mehr oder nicht ausreichend gut. Dies stellt für die Therapie auch bislang gut behandelbarer Infektionen eine enorme Herausforderung dar. Um ihre Wirksamkeit langfristig erhalten zu können, ist es wichtig, dass Antibiotika ausschließlich sachgerecht eingesetzt werden.
Der „One-Health“-Ansatz basiert auf der Überzeugung, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ganzheitlich zu betrachten ist und dass die Entstehung und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen nur sektorübergreifend eingedämmt werden können. Dies macht eine enge Kooperation aller beteiligten Fachdisziplinen notwendig. Um Lösungen zu entwickeln, ist es wichtig, dass alle Beteiligten die Regularien, Vorgaben und Leitlinien der unterschiedlichen Disziplinen kennen, die den gemeinsamen Handlungsspielraum definieren.