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Ansicht des Himalaya in Nepal

Mit dabei beim Klimaworkshop auf dem Dach der Welt

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Dr. Birgit Kuna vom DLR Projektträger ist auf Einladung der International Geographical Union nach Kathmandu in Nepal geflogen, um mit einer nepalesischen Kollegin den Workshop „Climate Change and Health Impacts on Vulnerable People and Regions“ durchzuführen. Hier gibt sie Einblicke in ihr Reisetagebuch.

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15.01.2020 — Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Dieses Grundprinzip gilt auch im DLR Projektträger (DLR-PT). Beispielsweise für Dr. Birgit Kuna, die im Dezember auf Einladung der International Geographical Union (IGU)* nach Kathmandu, Nepal flog, um vor Ort gemeinsam mit einer nepalesischen Kollegin einen Workshop zum Thema „Climate Change and Health Impacts on Vulnerable People and Regions“ durchzuführen. Für den Projektträger eine gute Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und das eigene Wissen auszubauen. Auszug aus ihrem Reisetagebuch.

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Tag 1: Ankunft in Kathmandu

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Ansicht von Kathmandu bei Smog
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Smog über Kathmandu: Durch die Tal-Lage bleibt die Smog-Glocke oft tagelang.
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Nach 14 Stunden Flug Ankunft in Kathmandu. Mein erster Eindruck: Unglaublich schlechte Luftqualität. In den kommenden Tage erfahre ich, warum: Die 4-Millionen-Stadt Kathmandu wird zum großen Teil über eine nicht abreißende LKW-Lawine von Indien her versorgt inklusive zum Beispiel allem Treibstoff für den Flughafen und Brennstoff für die Industrie. Dazu kommt der dichte Verkehr in der Stadt selbst mit sehr vielen Mopeds und Motorrädern – die Tal-Lage zwischen den Höhenzügen begünstigt, dass die Smogglocke bleibt. Ich habe eine Nacht, um mich von der Reise zu erholen, denn gleich am nächsten Morgen steht mein gemeinsamer Workshop mit Fr. Professorin  Bandana Pradhan von der Tribhuvan Universität in Kathmandu auf dem Programm der IGU-Regionalkonferenz.

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Tag 2: Globale Herausforderungen

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Gruppenbild der Workshop-Teilnehmenden
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Ein Teil der Konferenzteilnehmerinnen und –teilnehmer und PT-Mitarbeiterin Dr. Birgit Kuna (1. Reihe, 2. v. re.).
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Unseren Workshop beginnen wir mit einer kurzen Einführung zum Stand der Klimawandelforschung in Europa und Asien, verbunden mit der Frage: Was machen die klimatischen Veränderungen mit unserer Gesundheit? Unter den 52 Konferenzteilnehmenden sind viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nepal selbst, aber auch aus Malaysia, Japan, Bangladesch, Israel, Polen, Rumänien, Korea, Brasilien und der Schweiz. In Kleingruppen lassen wir anschließend anhand von vorgegebenen Fragen erarbeiten, wie Anpassung an den Klimawandel an verschiedenen Orten funktioniert und welche Herausforderungen es gibt. Am Ende stellt jede Gruppe ihre Ergebnisse vor, die Professor Pradhan und ich unter dem Dach der IGU publizieren werden.

Zunehmende extreme Wetterereignisse führen in Nepal zu einer höheren Zahl an Erdrutschen. Die Folge sind Tote und im Nachgang fast immer auch Epidemien. Auch verlängerte Trocken- und Hitzeperioden kann man im Land beobachten, ebenso die fortschreitende Ausbreitung neuerer Erkrankungen wie das Dengue-Fieber.

Außerdem hat der Klimawandel Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit der Menschen: Sie werden krank – und das hat direkte wirtschaftliche Auswirkungen. Hier sehe ich noch viel Potenzial für die Zusammenarbeit in der Forschung. Der direkte Kontakt mit den nepalesischen und internationalen Forschenden ist für mich als DLR-PT-Mitarbeitende besonders wertvoll: Das hier gesammelte Wissen nehme ich mit nach Deutschland und verbessere so die Beratung, die wir unseren nationalen und europäischen Auftraggebern anbieten können.

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Tag 3: Eine Stadt als Schwamm

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Ansicht eines nepalesischen Dorfes
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In diesem Dorf verwandeln sich die versiegelten Straßen bei Regen in einen Wasserfall, in dem man nur noch schwer vorwärts kommt.
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Ein weiterer Konferenztag. Herr Gyanu Raja Marharjan der Tribhuvan Universität in Kathmandu präsentiert die „Sponge City“. Als Stadtplaner beschäftigt er sich insbesondere mit zunehmendem Starkregen. Aus China bringt er die Idee mit, eine Stadt zu planen, die so viele smart angelegte Grün- und Sickerflächen hat, dass Starkregen nicht mehr die Kanäle überflutet, sondern an vielen Stellen „aufgesogen“ wird. Die ersten Modellbilder, die er präsentiert, sind faszinierend. Hier will ich auf jeden Fall in Kontakt bleiben.

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Tag 4-6: Lebensrealität in den Bergen

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Zwei Tage sind wir unterwegs, um die abgelegenen Berge zu erreichen. Die Organisatoren der Konferenz wollen uns die Lebensrealität der marginalisierten Gruppen, also derer, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, zeigen. Ich bin im Lernmodus. Wir passieren mit unserem geländegängigen Bus auf den unbefestigten Straßen im Gebirge mehrere Hangrutsche, die notdürftig repariert wurden. Es ist die einzige Straße, die existiert. Ich bin froh, dass wir unbeschadet ankommen – und auch der Bus durchgehalten hat! Alle Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer werden in Familien aufgeteilt. Man kocht zusammen, isst zusammen und spricht. Heizung und Internet gibt es nicht, aber Elektrizität! Die Bewohnerinnen und Bewohner erzählen von den Gefahren der überfließenden Gletscherseen weiter oben in den Bergen, von der Sorge um Trinkwasser, wenn Starkregen und Überflutungen kommen und der Angst, weggeschwemmt zu werden. – Die Luft ist wunderbar.

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Tag 7: Auswandern trotz Heimatliebe

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Wir fahren weiter in ein besser angebundenes Dorf. Hier gibt es viele kleine Shops und Restaurants, sogar einen mit Steinen befestigten Weg. Die lokale Regierung hat in die Infrastruktur investiert. Wir sehen viele nepalesische Jugendliche, die einen Ausflug hierhin machen. Beim Aufstieg zu unserer Herberge kommen wir mit ihnen ins Gespräch: Sie lieben ihre Heimat – und wollen doch auswandern. Sie haben in ihrem Land keine attraktiven Arbeitsperspektiven.  – Noch eine Beobachtung: Der Dauerregen offenbart strukturelle Probleme: Die total versiegelten Flächen im Dorf führen bei den abschüssigen Wegen zu einem Wasserfall, in dem man nur noch schlecht vorwärts kommt.

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Tag 8: Nepals Zukunft

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Meine Reise endet mit einem Abendessen bei Professor Pradhan. Wir sprechen über Nepals Zukunft. Die Anpassung an die klimatischen Veränderungen liegt bei den Kommunen – und findet von Kommune zu Kommune unterschiedlich statt, je nach Zustand und Potential. Das ist auch in Europa und Deutschland so. Wir sprechen über die Forschungsprogramme, die es auf meinem Kontinent gibt. In Nepal gibt es zum Thema kaum Forschung, dementsprechend existieren nur wenige Vorsorgemaßnahmen. Ein weiteres Thema des Abends ist die Migration gutausgebildeter Akademiker in die reicheren Länder. Unser Gespräch geht nachdenklich zu Ende. Wir wollen in Kontakt bleiben, Informationen teilen – und weiter zusammenrücken in der Welt.

Dr. sc. nat. Birgit Kuna, ist Biologin und Umwelt-Epidemiologin/Public Health mit Weiterbildungen im Fachgebiet Klimawandel. Seit 2007 arbeitet sie im DLR Projektträger, seit 2011 in der Abteilung Klimaanpassung im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit. Ihr Fokus liegt auf gesundheitsbezogenen Forschungsprojekten.

*Die Internationale Geographische (IGU) ist eine internationale wissenschaftliche Organisation zur Förderung geographischer Forschung und der weltweite Dachverband für die beteiligten nationalen geographischen Gesellschaften. Seit 1922 werden regelmäßig wissenschaftliche Kongresse und Regionalkonferenzen zu der ganzen Breite geographischer Forschung ausgerichtet.

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