Mit breiter Expertise: Interdisziplinäre Konferenz zur Embryonenforschung
24.10.2023 — Der Einsatz von frühen humanen Embryonen in der medizinischen Forschung wird in Deutschland kontrovers diskutiert – ist er tabu, vertretbar oder eine Chance, die es zu nutzen gilt? Diese forschungspolitisch hoch relevante und zugleich gesellschaftlich sehr sensible Frage stand am 9. und 10. Oktober im Mittelpunkt einer interdisziplinären Fachkonferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Thema humane Embryonen in der medizinischen Forschung. An der Tagung, die von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger eröffnet wurde, nahmen ausgewiesene Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland sowie unterschiedlichen Disziplinen teil: Medizin, Biologie, Ethik, Theologie, Sozial- und Rechtswissenschaften. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Patientinnen und Patienten konnten mitdiskutieren.
Die dynamischen Entwicklungen in den modernen Lebenswissenschaften führen zu neuen Chancen und Perspektiven für die Forschung und für den Menschen. Sie werfen aber auch neue Fragen auf, die im gesellschaftlichen Austausch geklärt werden müssen. Diesen Dialog über Fachdisziplinen hinweg fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die ELSA-Forschung, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten („Ethical, Legal and Social Aspects“) der modernen Lebenswissenschaften auseinandersetzt. Ziel der vom DLR Projektträger fachlich und administrativ unterstützten ELSA-Forschung ist es, Chancen und Risiken zu erkennen, zu bewerten und Handlungsoptionen zu entwickeln.
DLR Projektträger bündelt relevante Kompetenzen für die Veranstaltung
Bei der Vorbereitung der Konferenz im Auftrag des BMBF war Kompetenz auf allen Ebenen gefragt – wissenschaftliche Expertise in der Embryonenforschung und der Medizinethik, Rechtsexpertise sowie Erfahrung und Know-how in der Veranstaltungsorganisation. „Die Konferenz erforderte intensive fachliche Vorarbeiten“, sagt Dr. Anna Gossen, Leiterin der Koordinierungsgruppe Ethische, Rechtliche, Soziale Aspekte (ELSA) im Bereich Gesundheit des DLR Projektträgers. „Wir freuen uns sehr, dass wir teamübergreifend mit unserer Arbeit einen Beitrag dazu leisten konnten, dass dieses hoch relevante Thema nun eine starke Sichtbarkeit erlangt.“ Dr. Uta Baddack-Werncke, stellvertretende Leiterin der Koordinierungsgruppe, ergänzt: „Es war faszinierend, Expertinnen und Experten aus ganz unterschiedlichen Bereichen und Ländern zusammenzubringen und mitzuerleben, wie verschiedene Perspektiven in Thesenpapiere einflossen. Dafür hat sich unser Einsatz gelohnt.“
Im Vorfeld der Konferenz führten Mitarbeiterinnen der ELSA-Koordinierungsgruppe im Bereich Gesundheit vorbereitende Gespräche mit verschiedenen Fachgremien, berieten das BMBF bei der Auswahl der hochkarätigen Expertinnen und Experten, sprachen diese an und koordinierten die Agentur, die vor Ort in Berlin mit der organisatorischen Durchführung der Konferenz betraut war. In Zusammenarbeit mit dem Team Fachkommunikation Gesundheit erstellten sie eine Website für die interessierte Öffentlichkeit, mit weiterführenden Informationen und Hintergründen zum Thema Embryonen- und Stammzellforschung einschließlich einer Sammlung wichtiger Fragen und Antworten sowie relevanter Infos rund um die Konferenz. Die Fachkommunikation Gesundheit erarbeitete zudem ein Konzept für eine öffentlichkeitswirksame begleitende Berichterstattung. Überdies unterstützten Mitarbeitende des Kompetenzzentrums Öffentlichkeitsarbeit, die ein Registrierungstool für die Konferenzteilnehmenden bereitstellten.
In Deutschland ist die Forschung mit frühen humanen Embryonen nach dem seit 1990 geltenden Embryonenschutzgesetz (ESchG) grundsätzlich verboten und die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen nur in den engen Grenzen des Stammzellgesetzes (StZG) zulässig. Die Wissenschaft hat sich wiederholt für eine kritische Reflexion dieser Regelungen eingesetzt, denn diese Forschung kann helfen, die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten besser zu verstehen und damit auch neue Therapien zu ihrer Behandlung zu finden. In den vergangenen Jahren wurden hier auf internationaler Ebene wichtige Fortschritte erzielt. Bei der Konferenz in Berlin ging es deshalb darum, die geltenden Regelungen grundlegend zu prüfen und mögliche Optionen für deren Anpassungen zu diskutieren.