Inklusive Bildung durch förderbezogene Diagnostik stärken
30.03.2022 — Wie können Menschen mit Behinderungen in allen Bildungsstufen bestmöglich individuell gefördert werden? Wie kann es gelingen, barrierearme Lernumgebungen und inklusive Lehr-Lern-Prozesse zu gestalten. Und welche innovativen Diagnose- und Unterstützungsmaßahmen gibt es, die sich an den individuellen Lebens- und Lernverhältnissen der Lernenden orientieren?
Inklusive Bildung – zentrales Anliegen deutscher Bildungspolitik
Inklusive Bildung – also gemeinsame Lehr-Lernprozesse von Menschen mit unterschiedlichen Lern- und Leistungsvoraussetzungen – ist ein zentrales Anliegen der aktuellen Bildungspolitik. Deutschland hat sich bereits 2009 mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, ein inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen zu gewährleisten – von der frühkindlichen über die schulische und berufliche Bildung bis hin zur Hochschule und Weiterbildung. Ziel ist es, Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen. Denn sie ist Grundlage für persönliche und berufliche Entwicklung, soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben – insbesondere für einen gleichberechtigten Zugang zum Berufsleben.
DLR-PT hält Vortrag zum Thema „Wissenschaftskommunikation und Transfer“
Im Rahmen einer zweitägigen Auftaktveranstaltung zur Förderrichtlinie „Förderbezogenen Diagnostik in der inklusiven Bildung“ wurden unter anderem die 57 Forschungsprojekte sowie das begleitende Metavorhaben vorgestellt, das einen Großteil der Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Die Veranstaltung diente der Vernetzung und dem Austausch von Erkenntnissen der Projektbeteiligten aus Wissenschaft und Praxis sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik. Neben zahlreichen Diskussionsforen hat der DLR Projektträger einen Vortrag zum Thema „Wissenschaftskommunikation und Transfer im Rahmen der BMBF Projektförderung“ gegeben. In diesem Format wurden Fragen rund um die Wissenschaftskommunikation und den Wissenschafts-Praxis-Transfer in Forschungsprojekten geklärt. Im Fokus standen die aktuellen Standards des BMBF sowie die gezielte Kommunikationsarbeit im Rahmenprogramm. Darüber hinaus präsentieren die Expertinnen vom DLR Projektträger Beispiele aus dem Bereich Wissenschafts-Praxis-Transfer sowie Kommunikationswege für Forschungsprojekte in den sozialen Medien.
„Im Rahmen der Session konnten wir uns direkt mit den Forschungsprojekten austauschen und unsere unterschiedlichen Perspektiven auf Wissenschaftskommunikation diskutieren. Ein gutes Netzwerk ist für uns entscheidend, um gesellschaftlich relevante Forschungsergebnisse aktuell und verständlich an eine breite Zielgruppe zu vermitteln“, sagt Janina Stange, Referentin für Wissenschaftskommunikation im Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung beim DLR Projektträger.
DLR-PT – langjähriger Partner bei der Umsetzung inklusiver Bildung
Damit inklusive Bildung gelingt und die individuellen Lern- und Leistungsvoraussetzungen, Interessen und Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigt werden, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2017 Forschungsprojekte zum Thema inklusive Bildung. Der DLR Projektträger übernimmt dabei die Aufgaben der Projektförderung, sondiert die Forschungslandschaft und setzt unter anderem die flankierende Öffentlichkeitsarbeit um.
Der Forschungsschwerpunkt Inklusive Bildung ist Teil des Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung und umfasst insgesamt zwei Förderrichtlinien. Die erste Richtlinie zur Förderung der Forschung zu „Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für inklusive Bildung“ wurde erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, die Qualifizierung des pädagogischen Personals in allen Bildungsbereichen stärker auf inklusive Lehr-Lern-Prozesse auszurichten. Im März 2022 erschien die umfangreiche Abschlussbroschüre „Fachkräftequalifizierung für inklusive Bildung“, in der die Ergebnisse und Produkte aus fünf Jahren Forschung dargestellt werden. Die Expertinnen und Experten des DLR-PT haben diese im Auftrag des BMBF konzipiert sowie die Texterstellung, Redaktion und Gestaltung übernommen. „Die Broschüre dient dem Wissenschafts-Praxis-Transfer. Die Forschungsprojekte zur inklusiven Bildung leisten einen wesentlichen Beitrag zur Förderung von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Bildungsetappen und somit zur Weiterentwicklung eines inklusiven Bildungssystems in Deutschland“, sagt Dr. Wiebke Hortsch, Leiterin der Koordinationsgruppe Leistungsfähigkeit im Bildungswesen im DLR-PT.
Individuelle Förderung – Schlüssel für eine umfassende Teilhabe aller Menschen an Bildung
Die Förderrichtlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“ schließt direkt an die genannte erste Richtlinie an und schafft Wissensgrundlagen zum Umgang mit Vielfalt in Bildungseinrichtungen. Die individuelle Förderung ist wesentlich, damit Kinder, Jugendliche und Erwachsenen an Bildung und damit am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Der Diagnostik und der diagnosebasierten Förderung kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, um die verschiedenen Lernausgangslagen der heterogenen Zielgruppe zu erfassen. Denn nur, wenn pädagogische Fachkräfte die Lern- und Leistungsvoraussetzungen der Lernenden genau kennen, können sie geeignete Lehr-Lern-Formate gestalten, gezielt auf individuelle Förderbedarfe eingehen und vorhandene Lernpotenziale ausschöpfen. Ziel ist es, praxisbewährte Diagnose- und Förderinstrumente weiterzuentwickeln und deren Einsatz in der inklusiven Bildung wissenschaftlich zu untersuchen. In dem vom DLR-PT erstellten Flyer „Individuell fördern und gemeinsam lernen“ des BMBF werden Ziele, inhaltliche Schwerpunkte und geplante Ergebnisse des Programms dargestellt.