Einbeziehung von digitalen Lebenswelten in die integrierte Versorgung bei Essstörungen
Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie (Bulimia nervosa) und Binge-Eating-Störungengehören zu den häufigsten, chronischen psychischen Störungen im Jugend-und Erwachsenenalter. Dabei ist insbesondere der Umgang mit dem Essen und das Verhältnis zum eigenen Körper gestört. Die Entwicklung einer Essstörung beginnt zumeist bereits im Jugendalter oder jungen Erwachsenenaltermit einem deutlichen Erkrankungsgipfel in der Adoleszenz. So zeigt nach Daten des Robert Koch-Institutesetwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren bereits Symptome von Essstörungen. Essstörungen sind für die erkrankten Kinder und Jugendlichen oft-mals mit schwerwiegenden Folgen assoziiert, wie z. B. mit akuten und chronischen Begleiterkrankungen oder mit schulischen Problemen. Die Entwicklung der Essstörungen geschieht oft schleichend und bleibt nicht selten unbemerkt und unbehandelt. Letzteres ist sehr problematisch, da Essstörungen ernsthafte Erkrankungen sind, die frühestmöglich therapiert werden müssen. Nur so können die Erfolgschancen einer Behandlung maximiert und langfristige, gesundheitliche Schäden vermieden werden. Eine umfassende Therapie von Essstörungen findet normalerweise entweder stationär, teilstationär oder ambulant statt. Durch das Aufkommen der COVID-19-Pandemie war in vielen Fällen das Fortführen des regulären Therapie-Prozesses nicht oder nur eingeschränkt möglich. Gleichzeitig berichteten Betroffene von einer Verschlimmerung ihrer Essstörungssymptomatik im Rahmen der Pandemie und der damit einhergehend veränderten Lebenssituation. Zwar gibt es durch digitale Interventionsmaßnahmen (E-Mental Health) bereits verschiedene Möglichkeiten und Formate zur Behandlung von Menschen mit Essstörungen, die prinzipiell auch unter Pandemie-Bedingungen durchführbar sind. Allerdings ist die Implementierung digitaler Angebote in die Praxis in Deutschland bisher nicht ausreichend. Trotz erwiesener klinischer Wirksamkeit von digitalen Anwendungen und Interventionen, existieren derzeit noch zahlreiche Hürden (einschließlich mangelnder Akzeptanz seitens der Behandelnden) für eine effektive und erfolgreiche Implementierung.
Ziel der Förderung des BMG ist es daher, einerseits die Faktoren zu identifizieren, die zu einer erfolgreichen Implementierung digitaler Angebote für die Therapie von Essstörungen führen, und andererseits, bestehende digitale Formate professioneller Beratungsstellen zu evaluieren, um daraus allgemeine Qualitätsrichtlinien zu entwickeln. Auf diesem Wege können die geförderten Projektedazu beitragen, die Nutzung moderner Technologien im deutschen Gesundheitswesen sowie die qualitätsgesicherte Gesundheitsversorgung von Menschen mit Essstörungen in Deutschland zu verbessern.
Kontakt
Dr. Ursula Kopp
Internationale Gesundheitsforschung
Gesundheit
Tel.: +49 228 3821 1230
E-Mail: Ursula.Kopp@dlr.de
Dr. Katja Nagler
Epidemiologie, Versorgungsforschung
Gesundheit
Tel.: +49 228 3821 2473
E-Mail: Katja.Nagler@dlr.de