Stärkung der deutschen Games-Branche
Laut dem aktuellen Jahresbericht 2021 des Verbands der deutschen Games-Branche greifen inzwischen 58 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zwischen 6 und 69 Jahren zu PC, Konsole oder Smartphone, um in digitale Welten einzutauchen. Im vergangenen Jahr wurde in der Bundesrepublik ein Umsatz von rund 5,2 Milliarden Euro erzielt – damit gilt sie als fünftgrößter Games-Markt weltweit. Aber: 95 Prozent der hierzulande gespielten Spiele stammen aus dem Ausland.
2019 legte die Bundesregierung erstmalig eine Förderung für die Entwicklung von Computerspielen auf, das Programm wurde inzwischen verstetigt: 250 Millionen Euro werden in den kommenden Jahren in die Games-Branche investiert. Den Auftrag zur Begleitung der Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erhielt der DLR Projektträger (DLR-PT), der bis heute als einziger deutscher Dienstleister seiner Art in diesem Bereich tätig ist. „Von den rund 370 Spielen, die in den vergangenen drei Jahren gefördert wurden, sind inzwischen über 200 fertig, und jede Woche kommt ein knappes Dutzend hinzu“, erklärt Dr. Matteo Riatti, der beim DLR Projektträger die Abteilung Computerspiele/Kreativbranche leitet. „Es gibt kaum eine deutsche Spiele-Schmiede, die bei uns noch keinen Antrag eingereicht hat. Der kreative Output ist beachtlich, insofern ist der Ansatz jetzt schon ein Erfolg.“
Von den rund 370 Spielen, die in den vergangenen drei Jahren gefördert werden, sind inzwischen über 200 fertig, und jede Woche kommt ein knappes Dutzend hinzu.
Update
1. April 2022
Imagine Earth als „Bestes Expertenspiel“ hat den Deutschen Computerspielpreis 2022 gewonnen. Damit geht die Trophäe in einer der 16 Kategorien an einen Nominierten aus der Bundesförderung. Der DLR Projektträger gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern!
Liste aller Ausgezeichneten und Aufzeichnung des Live-Streams DCP 2022
Potenzial von Prototypen
Doch wie sehen die Ergebnisse konkret aus? „Bislang sind viele Spiele aus der Independent-Szene fertiggestellt worden, die zum Teil bestehende Spielemechaniken neu interpretieren“, erklärt Riatti. Und: „Große Titel sind auch schon auf dem Weg.“ Die Beteiligung des Hannoveraner Studios Nukklear an „Dune“ ist dafür ein Beispiel: „Nukklear hat die Aufgabe, die Fahrzeuge des Science-Fiction-Titels zu entwerfen und die dazugehörige Fahrzeugphysik zu berechnen. Ein Aspekt, der bei zukünftigen Titeln anderer Unternehmen oder sogar branchenübergreifend, etwa für die Automobilindustrie, interessant sein könnte. Gerade solche Projekte sind Gold wert“, erläutert Riatti. Bei der Förderung des Bundes gehe es nämlich nicht ausschließlich um mögliche Reichweite und prognostizierten wirtschaftlichen Erfolg. „Wichtig ist es, das Kreativpotenzial der Branche zu heben.“
Förderung als Standortfaktor
„Für die meisten Antragstellenden ist es häufig das erste Mal, dass sie sich mit Förderanträgen auseinandersetzen“, sagt Riatti, dessen Team aus Mitarbeitenden besteht, die allesamt selber eine hohe Affinität für Computerspiele haben und zum Teil mit der Games-Branche beruflich oder wissenschaftlich zu tun hatten. „Wir verstehen sowohl die Anforderungen der zum Teil sehr jungen Games-Industrie als auch die notwendigen Prozessschritte hin zu einer erfolgreichen Förderung.“ Das bestätigen auch die Studios. „Für uns als deutsches Unternehmen ist diese Förderung ein klarer Standortfaktor, da wir dadurch auch größere Projekte und das dazugehörige Fachwissen im Land halten können. Das ist in einer Branche, die im Grunde dank der Digitalisierung fast überall arbeiten kann, nicht selbstverständlich“, sagt Anika Thun von Kalypso Media, einem der großen deutschen Vertreter der Branche und verantwortlich für Strategiespielreihen wie „Dungeons“ und „Tropico“.
Kollaborationen vieler kluger Köpfe
Auch für junge Studios ist das Bundesprogramm eine hervorragende Starthilfe. Mit dem musikalischen Adventure „Sonority“ beispielsweise konnte sein Team nur dank der Förderung durchstarten, sagt Ralf Neubauer, Producer bei Hanging Gardens Interactive. „Unsere Entwicklung ist eine Kollaboration von vielen Köpfen, die ohne die Förderung nie die Chance gehabt hätten, an diesem Spiel mitzuarbeiten.“ Mit Erfolg: Gleich zwei Jahre in Folge sind die Entwickler mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet worden.
„Der Aufbau kreativer Strukturen ist das Ziel der gesamten Fördermaßnahme, ein Impuls, der das vorhandene Potenzial der Branche freisetzt, es langfristig an den Standort Deutschland bindet und die Entwickler-Studios auf stabile wirtschaftliche Füße stellt. Mit der geplanten Verstetigung der Fördermaßnahme, die im Ampel-Koalitionsvertrag festgeschrieben ist, geht die Bundesregierung den nächsten Schritt“, sagt Riatti. „Dafür sind wir auch in Zukunft gerne mit an Bord.“