Künstliche Intelligenz made in Europe
03.11.2020 — Hochwertige Forschungskooperationen zwischen Deutschland und Frankreich im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sind das Ziel einer aktuellen Förderbekanntmachung, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das französische Forschungsministerium Ministère De L’Enseignement Supérieur, De La Recherche et De L’Innovation (MESRI) veröffentlicht haben. Die Bekanntmachung ist die erste konkrete Maßnahme zum Aufbau eines deutsch-französischen Forschungs- und Innovationsnetzwerks auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, auf dessen Grundzüge sich beide Länder vor gut einem Jahr verständigt haben. Konkretisiert wurden die Pläne in einer Absichtserklärung, die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und ihre Amtskollegin Frédérique Vidal im April 2020 unterzeichnet haben. Die führenden Forschungseinrichtungen beider Länder sollen enger zusammenarbeiten, außerdem wurden gemeinsame Fördermaßnahmen, Austauschprogramme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie gemeinsame Veranstaltungen wie Workshops oder Summer Schools vereinbart.
Der DLR-Projektträger, der im Auftrag des BMBF die Förderung von KI seit vielen Jahren betreut, hat die aktuelle Bekanntmachung inhaltlich mit vorbereitet „Zusammen mit dem BMBF haben wir uns von deutscher Seite dafür eingesetzt, dass der Transfer in die Wirtschaft mitgedacht wird“, berichtet Dr. Holger Stegemann, Leiter der Abteilung Software-intensive Systeme, dessen Team die bilaterale Forschungskooperation nun weiter betreut. Dazu gehört die Abstimmung mit der zuständigen französischen Forschungsagentur Agence Nationale de la Recherche (ANR).
In der ersten Förderlinie werden nun künftig Forschungskooperationen zwischen zwei unabhängigen wissenschaftlichen Partnern (Hochschulen und/oder Forschungseinrichtungen) gefördert. Diese sollen einen methodenorientierten Fokus haben und dafür geeignet sein, längerfristige Kooperationsbeziehungen aufzubauen. Die zweite Förderlinie legt den Fokus auf Verbünde aus Wissenschafts- und Wirtschaftsorganisationen. Sie sollen risikoreiche industrielle Forschungs- und vorwettbewerbliche Entwicklungsvorhaben in bilateraler Zusammenarbeit mit Partnern aus Frankreich durchführen, die zu innovativen Anwendung von KI-Methoden in der Praxis führen sollen.
Digitale Souveränität stärken
Wie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte, kann die neue Förderrichtlinie einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer vertrauenswürdigen „KI made in Europe“ leisten. „Die Vernetzung der Forschung innerhalb Europas stärkt unsere digitale Souveranität“, ist auch Holger Stegemann überzeugt: „Es geht darum, dass die europäischen Werte auch im Digitalen umgesetzt werden. Das bedeutet unter anderem, dass Daten und Dienste offen und transparent und unter Wahrung von Persönlichkeitsrechten, angeboten werden.“
Der DLR-PT setzt sich in zahlreichen Aufträgen dafür ein, die Chancen KI-gestützter Technologien zu identifizieren, eine Ausgestaltung im Sinne der Gesellschaft zu fördern und Deutschland und Europa in diesem Themenfeld zu stärken. Er hat an der Strategie Künstliche Intelligenz der Bundesregierung mitgewirkt und ist sowohl für das BMBF als auch für das BMWi zuständiger Projektträger für KI-Themen.
Internationale Kooperationen spielen dabei eine wichtige Rolle: Ein Beispiel ist das europäische EUREKA-Clusters ITEA 3, welches die europäische Position im Bereich der eingebetteten Software-intensiven Systeme stärkt und die Potenziale in Industrie und Forschung aus den beteiligten Ländern bündelt. Mit dem auf deutscher Seite von BMBF und BMWi geförderten und vom DLR-PT umgesetzten Programm werden jährlich große Verbundprojekte gefördert. Der vom DLR-PT umgesetzte BMBF-Wettbewerb „Zukunftslabore“ bringt Forscherinnen und Forscher aus aller Welt zu Zukunftsfragen der Künstlichen Intelligenz zusammen.
Für das BMWi betreut der DLR-Projektträger mit dem „Innovationswettbewerb Künstliche Intelligenz“ ein Förderprogramm mit bereits drei Ausschreibungen, in dessen Rahmen auch bilaterale Kooperationen angebahnt werden. Insbesondere beteiligen sich österreichische Partner an den Plattformprojekten. Darüber hinaus wurde im Oktober 2020 das erste von insgesamt vier geplanten bilateralen Kooperationsprojekten mit Kanada gestartet, um in der Anwendung von KI (Schwerpunkte: Medizin, Robotik) auch auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten.
Zudem ist der DLR-PT in internationale Gremien eingebunden und unterstützt BMBF und BMWi in der Interessensvertretung zu den EU-Rahmenprogrammen Horizon Europe und Digital Europe, in denen aktuell große Infrastruktur und F&E-Maßnahmen u.a. zur Künstlichen Intelligenz angebahnt werden. Weiterhin ist der DLR-Projektträger in das Governing Board des Gemeinsamen Unternehmens EuroHPC, eingebunden und berät die Bundesregierung strategisch, zum Beispiel zur Weiterentwicklung der europäischen Datencloud GAIA-X.