Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung bezogen auf die Arzneimitteltherapie bei den am Medikationsprozess Beteiligten
Die Arzneimitteltherapie gehört zu den wirksamsten Instrumenten der ärztlichen Behandlung. Der demographische Wandel, die damit einhergehende zunehmende Multimorbidität und die steigende Anzahl verfügbarer Medikamente haben zur Folge, dass sich die Arzneimitteltherapie immer mehr zum Hochrisikoprozess entwickelt. Um Patient/innen vor vermeidbaren Risiken der Arzneimitteltherapie zu schützen, sind eine adäquate Abwägung des potenziellen Nutzens und der potenziellen Risiken bei der Indikationsstellung der Therapie sowie eine fehlertolerante Organisation des gesamten Prozesses der Behandlung mit Arzneimitteln erforderlich. Kenntnis, korrekte Einschätzung und adäquates Management von Risiken der Arzneimitteltherapie durch Patient/innen, Heilberufler/innen und Behandlungsorganisationen sind erforderlich, um Arzneimitteltherapiesicherheit zu erreichen.
Der Umgang mit Risiken durch Patient/in, Ärzt/in und Behandlungseinrichtung ist nicht nur von der Risikowahrnehmung, sondern auch von der Risikoeinstellung abhängig. Während die Risikoeinstellung der einzelnen Person bezüglich nur sie betreffender Risiken zunächst als individuelle Merkmalsausprägung anzusehen ist, muss die Risikoeinstellung der Ärztin bzw. des Arztes für Risiken, die die Patient/innen betreffen, darüber hinaus professionell sein, d. h. die Patient/innen bestmöglich vor vermeidbaren Risiken schützen.
Aus diesem Grund plant das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Förderung von Projekten, in deren Rahmen untersucht wird, welche Risikowahrnehmung und welche Risikoeinstellung bezüglich der Arzneimitteltherapie bei unterschiedlichen Berufsgruppen und Behandlungseinrichtungen vorherrschen. Dies soll insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Beeinflussung der Arzneimitteltherapiesicherheit geschehen und kann sowohl den ambulanten als auch den stationären Sektor umfassen. Untersucht werden sollen dabei die Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung des Einzelnen ebenso wie die Organisation bzw. Einrichtung.