Förderbekanntmachung „Entwicklung und Evaluation digitaler Beratungs- und Präventionsmöglichkeiten für Kokainkonsumierende“
Gemäß der Deutschen Suchthilfestatistik aus dem Jahr 2020 wird Kokain in Deutschland im Durchschnitt erstmals im Alter von 20,8 Jahren konsumiert. Die Suchtbehandlung wird allerdings von wenigen und durchschnittlich erst im Alter von ungefähr 34 Jahren nach einer circa 12-jährigen Konsumphase aufgenommen. Neben indizierter Prävention ist es daher vor allem wichtig, Personen frühzeitig für eine Beratung empfänglich zu machen.
Aufgrund der im Vergleich zur Gesamtbevölkerung geringen Anzahl Kokainkonsumierender sind universelle Präventionsmaßnahmen wenig zielführend. Konsumierende müssen gezielt angesprochen werden. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der 2021 durchgeführten Studie KOKOS (Konsumgewohnheiten, soziale Hintergründe und Hilfebedarfe von Erwachsenen mit einem riskanten oder abhängigen Kokainkonsum) versucht, verschiedene Konsumtypen bzw. Gruppen von Kokainkonsumierenden zu eruieren, um darauf aufbauend individuelle, bedarfsgerechte Präventionsmaßnahmen und Beratungsangebote entwickeln zu können. Im Ergebnis konnten anhand einer Zusammenfassung von Konsumverhalten, Konsummotiven, Konsumgelegenheiten sowie mit dem Konsum verbundenen Verhaltensweisen vier Konsumtypen identifiziert und darauf zugeschnittene Präventionsmaßnahmen empfohlen werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es in der Suchtberatung über alle Konsumtypen hinweg an flexiblen und vor allem digitalen Angeboten mangelt.
Um diesem Mangel entgegenzuwirken, beabsichtigt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Förderung eines Vorhabens zur Untersuchung digitaler Präventions- und Beratungsmöglichkeiten für Personen, die Kokain konsumieren. Im Rahmen der Förderung soll ein entsprechendes Angebot entwickelt, erprobt und evaluiert werden. Ziel der Projektförderung ist es, eine modellhafte digitale Lösung für Kokainkonsumierende zu schaffen, welche deren Konsumtyp und Bedürfnisse berücksichtigt, sodass sie zielgruppengerecht angesprochen, informiert und beraten werden und die Hemmschwellen zur erstmaligen Kontaktaufnahme zur Suchtberatung sowie die in der KOKOS-Studie identifizierten Hindernisse minimiert werden.
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