Welttag der Städte: DLR-PT macht Kommunen stark
02.11.2021 — 2021 steht der Welttag der Städte im Zeichen des Klimawandels: Der urbane Raum ist davon nicht nur stark betroffen, sondern auch für einen großen Teil der CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs verantwortlich. Weltweit – auch in Deutschland – lebt mittlerweile die Mehrheit der Bevölkerung in Städten, wo sie 70 Prozent des weltweit ausgestoßenen Treibhausgases CO2 produziert. Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, finden sich in den Städten also viele Ansatzpunkte – vom individuellen Konsum über das Bauen bis hin zur Mobilität. Im Auftrag unterschiedlicher Auftraggeber arbeitet der DLR Projektträger (DLR-PT) daran mit, Städte und Kommunen stark für die Zukunft zu machen.
Eine Auswahl:
Collapses
Für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen ist es wichtig, dass sie widerstandsfähig werden. Neben Schäden an Infra- und Siedlungsstrukturen durch Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen drohen unter anderem gesundheitliche Gefahren durch vermehrte Hitzewellen. Auch Ökosystemleistungen wie die Reinigung von Luft und Wasser oder Erholungsräume für Menschen und damit deren Lebensqualität werden durch den Klimawandel beeinträchtigt.
Mit der BMBF-Fördermaßnahme Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region managt und begleitet der DLR Projektträger transdisziplinäre und bedarfsorientierte Forschung zur Bewältigung regionaler Herausforderungen des Klimawandels. Darin wird Wissen zu konkreten Handlungsoptionen und -prozessen sowie zur Wirkung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel aufgebaut. Innovative Instrumente und Handlungsoptionen, die lokale Rahmenbedingungen und Bedarfe berücksichtigen, werden in der Fördermaßnahme entwickelt und erprobt.
Ziel der derzeit 73 vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) geförderten Modellprojekte Smart Cities ist es, mithilfe integrierter Strategien praxisnahe Lösungsansätze zur Gestaltung einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Stadt- und Kommunalentwicklung zu erproben und umzusetzen. Dabei gilt es, neue Technologien in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger zu stellen und die Qualitäten der europäischen Stadt zu bewahren.
Zentrale Anlaufstelle für die Modellprojekte und alle Kommunen in Deutschland ist die Koordinierungs- und Transferstelle (KTS), an der unter Federführung des DLR Projektträgers ein Konsortium unterschiedlicher Partner aus Forschung, Stadtentwicklung und Beratung beteiligt ist. Die KTS unterstützt die Modellprojekte und Akteure vor Ort und vernetzt diese miteinander sowie mit weiteren Kommunen. Ziel ist es, gemeinsam innovative Lösungen für kommunale Zukunftsfragen zu entwickeln und Impulse für erfolgreiche Transformationsprozesse zu geben.
Wie digitale Anwendungen und intelligente Systeme dazu beitragen können, dem Klimawandel im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu begegnen, ist ein zentrales Thema zahlreicher Modellprojekte. Das zeigen unter anderem diese Beispiele:
Das geplante Starkregenfrühwarnsystem in Eichenzell soll mithilfe von Sensoren frühzeitig einen gefährlichen Anstieg des Wasserpegels erkennen und an die Behörden (Feuerwehren, THW, usw.) weiterleiten. Die Stadt Bochum will zur „Stadt der kurzen Wege“ werden und so CO2-Emissionen einsparen. Dabei setzt die Kommune neben zahlreichen anderen Maßnahmen auf eine systembergreifende Vernetzung von individuellen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Und die „KlimaStadt“ Münster entwickelt unter anderem ein digital gestütztes Bildungs- und Informationsangebot zu den Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien. Klimamessstationen zum Mitmachen und klimaangepasste neue Stadtquartiere bringen den Klimaschutz in die städtische Gemeinschaft.
Der DLR Projektträger verfolgt im Rahmen des Förderschwerpunkts Sozial-ökologische Forschung einen inter- und transdisziplinären Ansatz: Er bringt Wissenschaft und Kommunen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Akteuren aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen zusammen. Gemeinsam wird damit eine breit getragene, sozial verträgliche und wissenschaftlich begleitete nachhaltige Transformation angestrebt.
Die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte und vom DLR Projektträger seit Ende 2020 betreute Maßnahme Wettbewerb Zukunftsstadt ist dafür ein gutes Beispiel. In drei Förderphasen wurden zunächst Visionen entwickelt, die in konkrete Umsetzungskonzepte mündeten. Aktuell läuft die dritte Förderphase, in der acht Kommunen (Amt Peenetal/Loitz, Bocholt, Norderstedt, Lüneburg, Ulm, Gelsenkirchen, Dresden und Friedrichstadt) die Konzepte im Rahmen von Reallaboren umsetzen, also vor Ort unter wissenschaftlicher Begleitung testen. Die Schwerpunkte reichen von Digitalisierung über zukünftiges Wohnen bis hin zu Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wichtig ist, dass die Ergebnisse über den Förderzeitraum hinaus und über die Kommunalgrenzen hinweg wirken: Die Kommunikation der Resultate und Umsetzungsschritte für eine nachhaltige Stadtentwicklung sollen als Best-Practice-Beispiele dienen und weitere Städte zur nachhaltigen Transformation befähigen.
Eine zweite Fördermaßnahme des BMBF im Rahmen der Sozial-ökologischen Forschung ist der vom DLR-PT betreute Wettbewerb MobilitätsWerkStadt 2025 als Teil der Forschungsagenda Nachhaltige urbane Mobilität. In einer bereits abgeschlossenen ersten Phase haben rund 50 Kommunen eine breite Palette an lokal ausgerichteten Konzepten und Strategien für eine nachhaltige Mobilität entwickelt. Diese werden in der kürzlich gestarteten zweiten Phase von ausgewählten Kommunen zusammen mit Akteuren aus Wissenschaft und Praxis in Reallaboren drei Jahre lang erprobt und umgesetzt. Im Anschluss erfolgt eine dritte Phase bis zum Jahr 2026, um Ergebnisse und Erkenntnisse zu verstetigen und auf weitere Kommunen zu übertragen. Die Förderung stellt hierbei partizipative Lösungsansätze und einen systemischen Ansatz in den Mittelpunkt: Nur im Zusammenspiel von Technologien, Stadt- und Infrastrukturplanung, sozialem Verhalten sowie gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnissen unter Einbezug aller relevanten Akteure kann eine erfolgreiche und zeitnahe Verkehrswende in Städten und Stadt-Umland-Regionen gelingen.
Natur in der Stadt ist mehr als grünes Schmuckwerk: Sie bietet mit Straßenbäumen und Parks, naturnahen Vorgärten, begrünten Dächern und Fassaden vielfältige Lebensräume, nicht nur für Insekten und Vögel. Sie macht Städte auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel sowie attraktiv und lebenswert für Menschen.
Mit dem Masterplan Stadtnatur hat die Bundesregierung deshalb 2019 ein Maßnahmenprogramm für mehr Grün in den Städten verabschiedet. Ein zentraler Aspekt daraus wird seit 2021 mit dem Förderschwerpunkt Stadtnatur im Bundesprogramm Biologische Vielfalt umgesetzt: Das Programmbüro im DLR Projektträger betreut das Förderprogramm im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz und begleitet modellhafte Vorhaben für mehr biologische Vielfalt in Städten und Gemeinden. Die Projekte sollen über ihre Region hinaus Wirkung entfalten und weitere Akteure für die Förderung von mehr ökologisch hochwertigen Flächen im urbanen Raum motivieren.
Nachhaltige Stadtentwicklung benötigt auch zukunftsweisende, umweltschonende Mobilitätskonzepte. In der Fördermaßnahme Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) begleitet und unterstützt der DLR-PT derzeit 26 groß angelegten Verbundprojekte von Kommunen, Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das BMVI stellt dafür rund 120 Millionen Euro zur Verfügung. Im Fokus stehen vernetzte Verkehrskonzepte, die individuelle Mobilität ermöglichen und optimal mit dem öffentlichen Verkehr verbinden. Das Reallabor Hamburg (RealLabHH) ist eines der Projekte im Rahmen dieser BMVI-Fördermaßnahme. Hamburger Bürgerinnen und Bürger können aktiv daran teilnehmen und schon heute die Mobilität von morgen erleben.
Seit vielen Jahren unterstützt der DLR-PT seine Auftraggeber mit Expertise und Erfahrung zur Elektromobilität und Verkehrswende. So setzt die Abteilung Energie und Mobilität neben der genannten BMVI-Maßnahme auch den Förderschwerpunkt IKT für Elektromobilität für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) um.
Mit technischem Fortschritt allein lässt sich eine zukunftsfähige Stadt kaum erschaffen. Das 2020 gestartete UNESCO-Programm Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen (BNE 2030) betont auch die Schlüsselrolle von Bildung zur Erreichung aller 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen: BNE vermittelt Kompetenzen, um eine nachhaltige Welt aktiv mitzugestalten, indem sie zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt.
Die Koordinierungsstelle BNE im DLR-Projektträger unterstützt das BMBF bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans BNE, um BNE im gesamten deutschen Bildungswesen strukturell zu verankern. In diesem breit angelegten, partizipativen Prozess begleitet der DLR-PT auch Kommunen, die zentrale Akteure einer nachhaltigen Entwicklung sind.
Um Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene zu stärken und ein zukunftsorientiertes Verwaltungshandeln zu gestalten, fördert das BMBF seit 2020 das Verbundprojekt Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune: BNE-Kompetenzzentrum für Prozessbegleitung und Prozessevaluation (BiNaKom). 50 Modellkommunen setzen BNE darin auf lokaler Ebene in allen Prozessen und Strukturen um. Indem Ansätze eines Datenbasierten Kommunalen Bildungsmanagements (DKBM) mit lokalen Angeboten zu BNE verknüpft und optimiert werden, baut BiNaKom auf den Erfahrungen der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement auf, die ebenfalls durch den DLR-PT betreut wird. In Kürze startet das ESF-Programm Bildungskommunen als weiteres Element der Transferinitiative. Es zielt darauf ab, Kommunen bei der Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaft zu unterstützen und beispielsweise analoge und digitale Bildungsangebote besser zu vernetzen.