Forschungssicherheit: Wissen schützen und Kooperationen stärken
Forschungssicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung – insbesondere im Kontext internationaler Wissenschaftskooperationen. Nicht nur deutsche Hochtechnologieunternehmen stehen unter wachsendem Druck. Auch Universitäten und Forschungseinrichtungen müssen sich besser gegen Einflussnahme und ungewollten Zugriff auf Wissen und Technologie absichern.
Da es für ungewollte Zugriffe auf Wissen und ausländische Einflussnahme keine Meldepflicht gibt, werden nur sehr wenige Fälle öffentlich sichtbar. Ein Beispiel: Der Fall von „Innovative Dragon Co. Ltd.“ wurde 2024 bekannt. Drei deutschen Staatsbürgern wurde vorgeworfen, im Auftrag des chinesischen Geheimdienstes, ein Kooperationsabkommen mit einer deutschen Universität zum Wissenschaftstransfer von militärisch nutzbaren Technologie-Innovationen abgeschlossen zu haben. Dieses Beispiel zeigt: Trotz zunehmend komplexer Rahmenbedingungen gilt es, kritisches Wissen zu schützen, die Freiheit der Wissenschaft zu bewahren und gewinnbringende Kooperationen auch in Zukunft zu ermöglichen. Damit diese Balance gelingt, hat der DLR Projektträger die Initiative „Safeguarding Science“ ins Leben gerufen. Sie setzt sich explizit für Wissenschafts- und Kooperationsschutz (WKS) ein.
„Internationale Zusammenarbeit ist unerlässlich für wissenschaftliche Exzellenz. Eine übermäßige Fokussierung auf Sicherheit darf nicht dazu führen, dass an sich wertvolle Kooperationen unverhältnismäßig eingeschränkt werden – das würde dem Innovationsstandort Deutschland schaden. Forschende brauchen geeignete Werkzeuge, um Chancen und Risiken internationaler Zusammenarbeit bewerten zu können.“

Regeln für Kooperationen: Forschungssicherheit in der Praxis umsetzen
Internationale Forschungskooperationen unterliegen zunehmend strengeren Sicherheitsanforderungen, insbesondere im Hinblick auf Wissens- und Technologietransfer. So hat jedes Land Exportkontrollregeln und -verfahren, die insbesondere für Forschende herausfordernd sind, da sie über Produktlieferungen hinausgehen und auch Lehre sowie Forschungsaustausch betreffen können.
Zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen müssen Forschungsakteure zudem Kooperationsthemen und -partner anhand institutionsspezifischer Kriterien mit der gebotenen Sorgfalt prüfen (Due Diligence in Science, DDS). Für Universitäten und Forschungseinrichtungen wird es dadurch herausfordernder, alle Maßnahmen für Forschungssicherheit im Sinne der gesetzlichen Vorgaben und der eigenen Compliance einzuhalten – bei begrenzten Ressourcen. Der Ansatz des DLR Projektträgers, Safeguarding Science, unterstützt Akteurinnen und Akteure daher mit übersichtlichen Handreichungen, einem strukturierten E-Learning und fortschrittlichen Methoden dabei, international wettbewerbsfähige Forschung weiter zu ermöglichen.
Due Diligence in Science (DDS) kurz erklärt
Im wissenschaftlichen Kontext bezeichnet Due Diligence eine gründliche Analyse und Prüfung einer geplanten Kooperation mit Personen oder Einrichtungen. Dabei werden Aspekte wie Zielsetzungen, Strategien, ethische Gesichtspunkte und potenzielle Risiken sorgfältig untersucht.
Das Ziel von Due Diligence in Science ist es, Partner bestmöglich kennenzulernen, um vertrauensvolle, sichere und gewinnbringende Kooperationen zu ermöglichen sowie potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und abzuwenden. Jede Form der Zusammenarbeit birgt Aufwand, Chancen und Risiken. Diese müssen sowohl für die verantwortlichen Personen als auch für die Institution ausgewogen sein, damit die positiven Effekte überwiegen und gleichzeitig keine Regeln oder Gesetze verletzt werden. Die Due-Diligence-Analyse dient dem Risikomanagement in der Forschung.
Lesen Sie die Handreichung zu DDS von Safeguarding Science
Vorteile durch Maßnahmen für Forschungssicherheit
Durchdachte Maßnahmen zum Wissenschafts- und Kooperationsschutz bedeuten Vorteile für Forschende, Verantwortliche und politische Akteure. In einem globalisierten Forschungsumfeld ist das Vertrauen internationaler Partner entscheidend. Organisationen, die Sicherheitslücken aufweisen, riskieren nicht nur den Verlust von Kooperationspartnern, sondern auch ihren Ruf als verlässliche Akteure. Dieser Aspekt gewinnt an Bedeutung, da auch wichtige internationale Organisationen ihre Anforderungen an das Risikomanagement erhöhen und vergleichbare Standards auch von Partnern erwarten – zum Beispiel in den Niederlanden, Großbritannien oder Kanada.
Während Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, darf die Freiheit der Wissenschaft nicht beeinträchtigt werden. Nur solche Lösungen sind zielführend, die den Schutz von Wissen und Technologien mit Kooperationsoffenheit und Innovationsförderung vereinen – ein entscheidender Faktor für Forschende und Hochschulen.
Safeguarding Science: Dienstleistungen des DLR Projektträgers
Der DLR Projektträger unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die EU-Kommission zum Themenbereich Forschungssicherheit. Zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz erarbeitet er zudem ein Konzept für ein Audit zum Thema Wissenschafts- und Kooperationsschutz für Hochschulen. Mit Safeguarding Science bietet der DLR Projektträger zudem zahlreiche Werkzeuge, um internationale Kooperationen in einem sicheren Rahmen zu ermöglichen. Zusätzlich berät er Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Bundesländer. So lassen sich Risiken minimieren und die institutionelle Qualität stärken.
Der Werkzeugkasten von Safeguarding Science
Des Weiteren bietet der DLR Projektträger mit Safeguarding Science umfassende Beratungsleistungen, die auf die Bedürfnisse der Akteure aus Forschung und Innovation zugeschnitten werden. Kontaktieren Sie für die Beratung das Safeguarding Science-Team.
Die Online-Anwendung OPERATE bietet einen Schlüssel zu informierten internationalen Forschungskooperationen und ermöglicht Forschenden eine systematische Bewertung von Risiken und Chancen. Mit der benutzerfreundlichen Software können Nutzende fundierte Entscheidungen treffen.
Was sind die wichtigsten Informationen, die ich über meinen neuen Forschungspartner wissen sollte, um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu gewährleisten? Unsere Handreichung zu Due Diligence in Science gibt Antworten.
Für Hochschulen und Forschungsorganisationen wird eine tiefergehende Auseinandersetzung mit Fragen der Forschungssicherheit immer wichtiger. Wir haben ein e-Learning entwickelt, das Mitarbeitenden und Studierenden einen Einstieg in das Thema ermöglicht und so ein verstärktes Bewusstsein schafft.
Unsere Open Source Intelligence-Analyse (OSINT-Report) zeigt Sicherheitslücken an akademischen Einrichtungen auf und trägt dazu bei, IT-Systeme besser gegen unbefugte Zugriffe von außen zu schützen. Die Ergebnisse sind auf vergleichbare Einrichtungen übertragbar.