DLR-PT liefert detaillierte Daten zur Karriere von „Medical Scientists“
04.05.2022 — Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Naturwissenschaften und anderer Disziplinen finden auch im medizinischen Bereich zahlreiche attraktive Tätigkeitsfelder – über die Karriere der Medical Scientists aber lagen bislang nur wenige Daten vor. Diese Lücke hilft der DLR Projektträger (DLR-PT) zu schließen. Im April 2022 veröffentlichte er im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) eine detaillierte Erhebung, die Angaben zu Tätigkeitsprofilen und Karrierewegen enthält. Die Erhebung geht auf eine Empfehlung des Forums Gesundheitsforschung zurück.
Als Medical Scientists definiert das Forum jene promovierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in der Gesundheitsforschung tätig, aber meist nicht in der Patientenversorgung eingesetzt sind. Es handelt sich um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachdisziplinen, die an Universitäten und Hochschulen, Universitätskliniken, außeruniversitären Gesundheitsforschungseinrichtungen und Ressortforschungseinrichtungen Gesundheitsforschung betreiben. Medical Scientists kommen u. a. aus den Natur- und Technikwissenschaften, Sozial- und Geistes- sowie den Gesundheitswissenschaften. Forschende Ärzte und Ärztinnen, die nicht in der Patientenversorgung tätig sind, werden ebenfalls zur Gruppe der Medical Scientists gezählt.
Tätigkeitsspektrum: Schwerpunkte bei Forschung und Management
Die Zielgruppe der Erhebung waren die promovierten, unbefristet beschäftigten „Nicht-Mediziner“ aus der Gruppe der Medical Scientists. Nach einer Untersuchung des Forums Gesundheitsforschung aus dem Jahr 2020 haben ca. 30-40 Prozent der an den medizinischen Fakultäten und der AUGF beschäftigten promovierten Medical Scientists unterhalb der Professur eine unbefristete Anstellung.
Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass das Tätigkeitsspektrum dieser Zielgruppe im Durchschnitt überwiegend Forschung mit ca. 34 Prozent Anteil und Management (22 Prozent) sowie Lehre (16 Prozent), technisch/methodische Aufgaben (15 Prozent) und Aufgaben in der Krankenversorgung (8 Prozent) umfasst.
Mit mehr als 50 Prozent bilden Biologinnen und Biologen trotz eines insgesamt breiten Fächerspektrums den größten Anteil unter den Medical Scientists. Der Anteil von Frauen und Männern ist etwa gleich hoch, 38 Prozent der Teilnehmenden arbeiten als Führungskraft mit mindestens fünf Mitarbeitenden. Eine Entfristung erfolgte bei den Befragten im Durchschnitt erst im Alter von ca. 40 Jahren und nach etwa acht Jahren befristeter Tätigkeit nach der Promotion. Der Großteil der Befragten hat jedoch angegeben, mit Forschung, Kooperationsmöglichkeiten und der Unabhängigkeit in der Forschung zufrieden zu sein.
Attraktive Positionen, mangelnde Planbarkeit der Karrieren
Auch unterhalb der Professur bestehen für diese Wissenschaftlergruppe demnach attraktive Beschäftigungen. Die von den Befragten eher schlecht bewerteten Informationsmöglichkeiten über die Karriereperspektiven sowohl innerhalb als auch außerhalb der akademischen Forschung weisen auch vor dem Hintergrund der sehr spät erfolgten Entfristung darauf hin, dass hier Verbesserungspotenzial besteht.
Für die Karriereperspektiven der Medical Scientists spielen unbefristete Positionen eine wichtige Rolle. Auch für die Nachwuchskräfte, die eine Laufbahn in der Wissenschaft außerhalb der Professur anstreben, ist es wichtig, die Planbarkeit von Karrieren und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhöhen. Um dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine frühere Entscheidung für den geeigneten Karriereweg zu ermöglichen, ist es wichtig, dass wissenschaftliche Einrichtungen die Inhalte und Chancen des Berufsbildes Medical Scientist deutlicher herausarbeiten und frühzeitig und umfassend über unterschiedliche Karrierewege informieren.
Bereichsübergreifende Expertise des DLR Projektträgers
Die im April 2022 veröffentlichte Erhebung wurde von Mitarbeitenden im Fachbereich Gesundheit und dem Kompetenzzentrum Analyse und Evaluation beim DLR-PT im Jahr 2021 durchgeführt und als Veröffentlichung im Internet aufbereitet; sie bezieht sich auf Beschäftigungsverhältnisse an den Medizinischen Fakultäten und den Einrichtungen der außeruniversitären Gesundheitsforschung. An der Befragung beteiligten sich knapp 1.000 Medical Scientists.
Dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierten Forum Gesundheitsforschung gehören Spitzenvertreterinnen und -vertreter deutscher Forschungsorganisationen und der Gesundheitswirtschaft an. Das Forum ermöglicht einen systematischen und organisationsübergreifenden Dialog. Der DLR-PT unterstützt diese Arbeit als Geschäftsstelle.