Vor Ort, digital unterstützt und zum Anfassen: Erfolgreiche Beteiligung in der Smart City
Bürgerbeteiligung im Modellquartier Dresden Friedrichsstadt | Bild: © Stadt Dresden
Die vom Bund geförderten Modellprojekte Smart Cities (MPSC) haben den Auftrag, Partizipation als gelebte Praxis zu verankern und ihre Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Gestaltung der digitalen Zukunft ihrer Stadt und Region einzubinden. Doch wie erreicht man die Menschen am besten? Wir stellen Erfahrungen und Erfolgsfaktoren aus der KielRegion, aus Kaiserslautern und Dresden vor.
KielRegion: Menschen dort abholen, wo sie sind
Ein „Tiny Rathaus“ auf Rädern als mobiles Beteiligungsbüro: Ein solches Minirathaus tourt durch die KielRegion, um Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich aktiv in digitale Projekte einzubringen. „Wir wollten den Menschen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und aktiv einzubringen, auf eine niederschwellige, unmittelbare Weise“, erläutert Kim Strupp vom Projekt Smarter Leben der KielRegion. Das Tiny Rathaus habe viel Aufmerksamkeit erregt, manche Menschen hätten jedoch auch falsche Erwartungen gehabt: „Es standen Leute vor uns, die ihren Ausweis beantragen wollten und dann frustriert waren, dass das im Tiny Rathaus nicht möglich war“, erzählt Strupp. Derzeit entwickelt die KielRegion ihr Beteiligungskonzept weiter: Es geht darum, das analoge Haus auf Rädern mit digitalen Tools zu verknüpfen. Im Projekt „Beteiligungstoolbox“ kooperieren die Kieler mit den MPSC Bamberg, Hildesheim und Lübeck, um ein interoperables System zu entwickeln, das verschiedene Beteiligungsplattformen zusammenführt.
Kaiserslautern: „KL Mitwirkung“ und lokale Initiativen
Auf der digitalen Beteiligungsplattform „KL Mitwirkung“ in Kaiserslautern können Bürgerinnen und Bürger Ideen für ihre Stadt einbringen. Erfolgreich eingesetzt wurde diese Beteiligungsplattform zum Beispiel schon für die Umgestaltung des Parkhausdachs vor dem Pfalztheater zu einem grünen Raum. Die Kombination aus der digitalen Plattform und analogen Formaten wie Infoständen und Workshops vor Ort hat sich in Kaiserslautern dabei als besonders effektiv erwiesen. Sabine Martin vom Projekt „Unser Lautern – Herzlich Digital“ berichtet, dass besonders viele Menschen teilnehmen würden, wenn es um konkrete, lokale Anliegen wie die Gestaltung einer Fahrradstraße oder die Innenstadt gehe. Auch das Sammeln von Schwarmwissen, wie bei der Erstellung einer Karte mit kostenlosen Aktivitäten im Stadtgebiet, funktioniere hervorragend. Allerdings: Je komplexer und länger die Umfrage, desto schwieriger sei es, die Menschen zu motivieren.
Dresden: U_CODE und kreative Stadtgestaltung
Auch das Modellprojekt Smart Cities Dresden setzt auf innovative Beteiligungsformate: Herzstück der Dresdner Smart-City-Maßnahme „Smart Participation“ ist die Erarbeitung eines digitalen Beteiligungskonzepts im Sinne einer Toolbox. Das an der Technischen Universität Dresden entwickelte Co-Design-Tool „U_CODE“ ermöglicht es den Einwohnerinnen und Einwohnern, ihre Stadt in einer virtuellen 3D-Umgebung zu erkunden und kreativ zu gestalten. Bei Workshops in verschiedenen Dresdener Stadtteilen konnten sie ihre Wünsche und Ideen einbringen, zum Beispiel wenn es um mögliche Verbesserungen von öffentlichen Plätzen geht. U_CODE hilft dabei, die Bedürfnisse der Menschen besser zu verstehen und in die städtische Planung einfließen zu lassen. „Die ersten Quartiersworkshops haben uns eine erste eindrucksvolle lokale Bestandsaufnahme ermöglicht“, erklärt Anja Jannack, wissenschaftliche Maßnahmenleiterin „Toolbox Smart Participation“. „So unterschiedlich die drei Stadtteile in ihrer Struktur und Demographie sind, so verschieden sind auch die Bedarfe der Bewohnerinnen und Bewohner.“
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Smart zu wissen |
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OpenCode: Open-Source-Software für smarte Städte und Regionen
Im Rahmen des Förderprogramms Modellprojekte Smart Cities (MPSC) folgt die Umsetzung digitaler Lösungen dem Prinzip „Public Money – Public Code“. Alle mit Bundesmitteln geförderten Softwareprojekte sollen „Open Source“ auf der Plattform → OpenCoDE.de veröffentlicht werden. Dadurch können andere Kommunen auf bereits entwickelte Software zugreifen und diese für ihre eigenen Projekte nutzen. Über 40 Codes aus den MPSC wurden bereits eingestellt. Drei inspirierende Beispiele machen deutlich, wie Open-Source-Software den Austausch und die Weiterentwicklung digitaler Lösungen in deutschen Städten fördert:
- Smart City Wolfsburg: KlimaCube: Der → KlimaCube ist eine DIY-Sensorbox, die Umweltparameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Feinstaubbelastung oder Lärm in Echtzeit messen kann. → Zu OpenCode
- Smart City Berlin: Data & Smart City Governance: Das → Dashboard visualisiert die simulierten Auswirkungen verschiedener Verkehrsmaßnahmen und deren Beitrag zur Luftverbesserung. Es bietet wertvolle Einblicke für die Verkehrsplanung und städtische Umweltpolitik. → Zu OpenCode
- Smart City Bamberg: Ferienabenteuer verwalten: Die Plattform → Ferienabenteuer Bamberg ermöglicht es, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche zu suchen, einzusehen und direkt zu buchen. Das System unterstützt Eltern beim gesamten Registrierungs- und Buchungsprozess und hilft regionalen Anbietern, ihre Angebote effizient zu verwalten. → Zu OpenCode
Nützliche Hinweise für alle Kommunen enthalten die → Regelungen zu Open Source für Modellprojekte Smart Cities. Sie wurden kürzlich um → Hinweise zur Dokumentation (PDF) erweitert.
Paris, Berlin, Freiburg: Rückblick auf den Veranstaltungsherbst
OECD-Roundtable & #vernetztinEuropa
Mitte September 2024 fand der → 4. OECD-Roundtable zu Smart Cities und inklusivem Wachstum unter dem Motto „Shaping Smart Cities of all Sizes“ in Paris statt. Das vom → Internationalen Smart Cities Netzwerk (ISCN) mitorganisierte internationale Event widmete sich speziell den Herausforderungen kleinerer Städte bei der Digitalisierung und der Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Stadtentwicklung.
Dem Roundtable vorangegangen war das letzte Vor-Ort-Treffen der teilnehmenden Städte des Programms → #vernetztinEuropa. Diesmal standen die Themen urbane Daten und digitale Zwillinge im Mittelpunkt. Die Städtetandems, die sich in den vergangenen zwei Jahren regelmäßig zu Digitalisierungsthemen ausgetauscht haben, wollen auch künftig kooperieren.
Smart Country Convention 2024
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